Begegnung in Zürich. Seit 1980
Das Zürcher Theater Spektakel ist ein Ort der Begegnung mit internationaler Kunst. Seit 1980 bringt es Künstler*innen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Hintergründen und Perspektiven nach Zürich. Diese Weltoffenheit ist eine der zentralen Chancen, die dieses Festival für die Stadt und die Schweiz bedeutet.
Als internationales Festival in der Schweiz ist es unsere Aufgabe, den Raum internationaler Begegnung offen zu halten, der das Zürcher Theater Spektakel immer war. Dazu gehören transkultureller Austausch und Verständigung. Das ist eine Chance und eine Herausforderung für alle Beteiligten. Es erfordert von allen anzuerkennen, dass wir mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten, Erfahrungen und Perspektiven auf die Welt blicken. Es braucht dabei die Bereitschaft, verschiedene Standpunkte und Erfahrungswelten wahrnehmen zu wollen, und auch den Mut, Positionen auszuhalten, die wir selbst nicht vertreten – selbstverständlich immer vorausgesetzt, dass sich diese Positionen im Rahmen unserer Grundwerte und unseres Rechts bewegen.
Die Ausgabe 2024 findet in einem politisch aufgeladenen, spannungsreichen Klima statt. Rund um den Globus nimmt die Anzahl von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen zu. Demokratische, freiheitliche Gesellschaften kommen unter Druck. Seit dem 7. Oktober 2023 dominiert im virtuellen und realen Raum der Nahost-Konflikt. Das furchtbare Massaker der Hamas sowie die Geiselnahmen, Israels heftige militärische Reaktion im Gaza-Streifen und die humanitäre Katastrophe, die aus dem nun schon Monate anhaltenden Krieg für die palästinensische Zivilbevölkerung resultiert, haben auch viele Künstler*innen veranlasst, ihr kulturelles Kapital und ihre Sichtbarkeit einzusetzen und sich zu solidarisieren. Gewisse Debatten um Positionierungen und Solidarisierungen lassen bisweilen Empathie und Differenziertheit vermissen und werden oftmals polarisierend geführt.
Seit Jahren setzen wir uns als Kulturinstitution kritisch mit Fragen von (Anti-) Diskriminierung auseinander. Das Zürcher Theater Spektakel steht ein für respektvollen Diskurs und gegen Ausgrenzung. Wir geben Hate Speech und Propaganda keine Plattform. Wir bieten Bühnen für künstlerische Darbietungen und Formate für Diskurse und Debatte. Als öffentliche Institution sehen wir es als unsere Verantwortung, eine rote Linie zu definieren, jenseits derer der respektvolle Diskurs verletzt oder untergraben wird. Konkret sind das für den aktuellen Konflikt in Nahost und die daraus resultierende Debatte insbesondere: Infragestellung des Existenzrechts Israels, Rechtfertigung und Verklärung der Hamas und ihrer Gewalttaten, Behaupten einer Kollektivschuld jüdischer Menschen an der Regierungspolitik Israels, Pauschalverurteilung der Solidarität mit Palästina, Behaupten einer Kollektivschuld der Palästinenser*innen an den Verbrechen der Hamas.
Hass, Hetze, Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Diskriminierungen jeglicher Art haben bei uns keinen Platz. Jenseits der roten Linie kann es auch am Zürcher Theater Spektakel keine Begegnung geben. Diesseits erachten wir es als notwendig und geradezu essenziell angesichts der Komplexität der Konflikte, dass wir als Kulturinstitution wie auch als Gesellschaft Widersprüche und Ambiguitäten aushalten, die Meinungsfreiheit hochhalten und das gemeinsame Gespräch nicht abreissen lassen. Es bildet die Grundlage für internationale Begegnungen bei diesem Festival.
Zürich, Juni 2024, die Festivalleitung