Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema jeglicher gesellschaftlicher Entwicklung. Zürich möchte seine direkten Treibhausgasemissionen bis 2040 auf netto null senken, die Stadtverwaltung (zu der das Theater Spektakel als stadteigene Kulturveranstaltung gehört) bereits bis 2035. Mittlerweile ist dies in den meisten Kulturbetrieben ein strategisches Thema. Das Zürcher Theater Spektakel hat sich bereits in den Nullerjahren Gedanken über die Umwelteffekte des Festivals gemacht, Müll getrennt, Material anders ausgewählt und wiederverwendet, mit biologischen Reinigungsmittel gearbeitet und vieles mehr. Seit 2008 arbeiten wir, unterstützt von den Hauptpartnern Swiss Re und Zürcher Kantonalbank, kontinuierlich und erfolgreich daran, mit verschiedenen Massnahmen die Ökobilanz des Festivals zu verbessern und den CO₂-Ausstoss zu reduzieren. Gleichzeitig sind wir mit einer speziellen Ausgangslage konfrontiert: Ein internationales Festival wäre kein internationales Festival ohne international anreisende Künstler*innnen – und das produziert zwangsläufig Emissionen. 2023/2024 haben wir eine ausführliche C0² und Klimabilanz erstellt, um den aktuellen Stand und die weiteren Potentiale genauer zu kennen. Aber fangen wir am Anfang an.
Energie
Laut einer ewz-Studie lag damals ein grosses Sparpotenzial bei der Beleuchtung. Die Umrüstung der Girlanden, Arbeits- und Dekorationsleuchten auf LED-Lampen hat deutliche Einsparungen erbracht. Die Investition in die teurere Technologie lohnt sich zweifach: Der Stromverbrauch ist gegenüber herkömmlichen Leuchten bis zu 90 % tiefer und die Lebensdauer um ein Vielfaches länger. Die Umstellung der Produktionsbeleuchtung in den Bühnen auf LED ist für ein Festival mit internationalen Gruppen ein komplizierterer Vorgang, da die meisten Künstler*innen noch mit konventionellem Material arbeiten. Der Wandel findet langsamer statt – und den macht das Festival mit. Trotzdem gibt es hier aber noch Potenzial, langfristig Energie durch effiziente LED Theaterbeleuchtung zu senken. Wir beziehen für den ganzen Festivalbetrieb Solarstrom. Gleichzeitig macht dieser Verbrauch laut der aktuellen Bilanzierung nur 1% unseres Gesamtverbrauchs aus.
Energie ist in der besonderen Situation eines Festivals in temporären Gebäuden im Sommer insgesamt kein grosser Faktor, da wir keine Gebäude während eines Jahres heizen oder kühlen müssen. Emissionen fallen fast nur als indirekte Emissionen an, und das Theater Spektakel hat damit schon einen grossen Schritt zum Ziel der Stadt Zürich beigetragen.
Abfall
Wo immer möglich versuchen wir, Abfall zu vermeiden. Wo das nicht geht, wird getrennt entsorgt. Dies dank der Einwurfboxen, die die Abfalltrennung für Gäste wie Mitarbeitende der Gastrobetriebe erleichtern. Darüber hinaus wurde der gesamte Rückfluss der rezyklierbaren Materialien (biogene Abfälle, Karton, PET, Metalle etc.) stetig verbessert.
Mobilität & Infrastruktur
Durch konkrete Massnahmen vor Ort versuchen wir, den CO₂-Ausstoss des Festivals zu reduzieren. Dazu gehören u. a. 500 Veloparkplätze, das von der Zürcher Kantonalbank finanzierte Pendelschiff, Eintrittskarten, die auch als ZVV-Billett gültig sind, und eine breite Information über die gute Anbindung des Festivalgeländes an den öffentlichen Verkehr. Die Emissionen durch die Mobiliät der Zuschauer*innen sind dadurch traditionell gering.
Der allergrösste Teil der Gebäude des Theater Spektakels besteht aus Material, das jedes Jahr neu auf- und abgebaut wird und eingelagert wird. Unsere Theater sind aus Gerüstmaterial, das wir mit den eingelagerten Holztafeln verkleiden. Beim Entwurf und der Planung neuer Spielorte und Bauten auf dem Festivalgelände wird darauf geachtet, dass für den Bau vornehmlich rezyklierbare Materialien verwendet werden und die Konstruktion so angelegt ist, dass sie abgebaut, gelagert und während mehreren Jahren verwendet werden kann.
Lokales Trinkwasser
Seit 2022 können wir dank der grosszügigen Unterstützung der Zürcher Kantonalbank mobile Trinkwasserstationen von trinq auf der Landiwiese für unsere Besucher*innen zur Verfügung stellen. Damit möchten wir einen Beitrag zur Reduzierung des Verbrauchs von PET-Flaschen leisten. Eine 0.5-Liter-PET-Flasche verbraucht in der Herstellung 3 Deziliter Erdöl und 4 Liter Wasser. Hier können Sie nachverfolgen, wie viele PET-Flaschen durch die Wasserstationen auf der Landiwiese und insgesamt in der Schweiz pro Tag eingespart werden können.
Klima Bilanzierung 2024
Im Winter 2024/25 hat das Team des Zürcher Theater Spektakels zusammen mit der Firma Carbotech eine Klimabilanz der letzten Festivalauflage erstellt. Das Ergebnis ist gleichzeitig erfreulich und eine Herausforderung. Die Gesamtmenge an Emissionen sind gut 960 Tonnen CO2. Pro Besucher wären das rund 8 kg. Der pro Kopf Verbrauch liegt in der Schweiz laut myclimate bei 12 t pro Jahr. Das ist also ist ein erfreulich niedriger Betrag (entspricht ca. 50 km Fahrt mit einem Auto), sowohl absolut als auch im Vergleich zu anderen Festivals.
Diese Zahl spiegelt wieder, dass das Festival bereits seit Jahren viele Anstrengungen unternimmt, den Verbrauch zu reduzieren. Die grossen Anteile an den Gesamt-Emissionen entstehen durch die Mobiliät der Künstler*innen, die Gastronomie und die Druckerzeugnisse. Dieses Ergebnis war so ähnlich zu erwarten und bestätigt uns, an den Stellschrauben weiterzudrehen, an denen wir bereits seit Jahren arbeiten.

Das Ergebnis ist auch deshalb eine Herausforderung, weil es nicht leicht ist, hier noch grosse Reduzierungen zu erreichen. Dies sowohl aufgrund der mittlerweile schon niedrigen absoluten Menge, als auch aufgrund der Grundidee des Anlasses: Internationale Reisen sind eine Voraussetzung für ein internationales Festival. Dennoch haben wir bereits angefangen, diesen Bereich weiter zu optimieren, in dem wir seit der Pandemie verstärkt Gastspieleinladungen und damit Reisen mit anderen europäischen Festivals koordinieren und teilen. Dieses Jahr testen wir zusätzlich eine neue Reise-Policy für innereuropäische Reisen.
Den Anteil des pflanzlichen Nahrungsangebots steigern wir kontinuierlich, die Druckerzeugnisse optimieren wir. Gleichzeitig ist es gerade im Bereich öffentlicher Kultureinrichtungen wichtig, Nachhaltigkeit nicht nur ökologisch, und da nicht nur im Bereich der CO2 Einsparungen zu betrachten. Die Potentiale für positiven Impact (Handprint) sind in Kulturinstitutionen oft interessanter und wirkungsmächtiger, als die Reduzierung des negativen Impacts (Footprint). Für die nächsten Jahre streben wir eine Betrachtung unserer Aktivitäten und Verbräuche an, die auch anderen der UN Sustainable Development Goals (SDGs) Rechnung trägt.