Über die wichtigsten Dinge
29.06.2021 – Über 30 Projekte, darunter zehn Weltpremieren, von Casablanca bis Tokyo, von London bis Bogota: Mehr Uraufführungen gab es selten beim Theater Spektakel, wir sind fast selbst überrascht. Auf der Saffainsel wird eine 20 Meter hohe Installation errichtet, an deren Ufer legt ein kolumbianisches Schiff an. In der Werft wird eine Western-Oper gesungen. Portugiesische Frauen tanzen im Nord immer wieder den Bolero. Avatare aus Hongkong sind auf der Bühne der Roten Fabrik zu sehen. Für die Landiwiese entwickeln 15 internationale Künstler*innen Monumente. Es wird also im August am Mythenquai die wichtigsten Dinge geben: Kunst, Menschen, Natur, Essen. Nur: von vielem weniger als vor Corona.
Projekte für Kinder – aus der Schweiz, Deutschland und Australien
Es war nicht ganz einfach, ein Kind zu sein in der Pandemie. Und da es auch dieses Jahr weniger wildes buntes Leben auf der Landiwiese geben wird, haben wir umso mehr Stücke für Kinder und Familien eingeladen. Die Zürcher Theatergruppe Kolypan feiert ihren 20. Geburtstag mit einer grossen Open-Air-Revue. Die Choreografin Lea Moro hat ihre erste Produktion für Kinder gemacht: bunte Unterwasserwesen erzählen von der (Un-)Sauberkeit der Meere. Fundus Theater lädt mit «Auf Zucker» Kinder zu einem Selbstversuch in sieben Süssigkeiten ein. Und aus Australien kommt Circa, eine der innovativsten Zirkuscompagnien der Welt mit der riesigen aufblasbaren Installation «Bounce» auf die Saffainsel.
Asymmetrie der Ereignisse
Alles wieder fast normal. Könnte man denken, wenn man auf die Strasse schaut. Die Situation bleibt asymmetrisch. Wir leben in einem der wenigen Länder, in denen sich die Situation soweit gebessert hat. Künstler*innen arbeiten auf mehreren Kontinenten an Projekten für Zürich. Viele soziale Probleme haben sich verschärft, und selbst die Rückkehr in eine vorpandemische «Normalität» ist an vielen Orten kein erstrebenswerter Zustand – Perspektiven, die im aktuellen Fokus aufs Lokale aus der Wahrnehmung rutschen. Vielleicht ist es gerade deshalb besonders wichtig, ein internationales Festival zu machen. Oder wie schrieb die indische Künstlerin Shilpa Gupta letztes Jahr in den Himmel über dem Zürichsee: «I live under your sky too».
Wir bleiben gespannt.
Die Festivalleitung
Sarah Wendle, Veit Kälin, Matthias von Hartz