Boris Charmatz | Terrain
20 dancers for the XX century, extracts
Aufgrund einer Verletzung von Boris Charmatz gestern Abend kann er leider nicht das Solo «Somnole» tanzen. Sie können stattdessen eine andere Arbeit von Boris Charmatz sehen: «20 dancers for the XX century, extracts».
Drei Tänzer*innen zeigen emblematische Soli von herausragenden Choreograph*innen des 20. Jahrhunderts aus dem Projekt «20 dancers for the XX century», von Boris Charmatz an seinem Musée de la danse entwickelt.
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«20 dancers for the XX century and even more, extracts» präsentiert ein lebendiges Archiv. Die Tänzer*innen performen, erinnern sich, eignen sich an, spielen nach, erklären und vermitteln gefeierte oder vergessene Solowerke des letzten Jahrhunderts, die ursprünglich von einigen der bedeutendsten Tänzer*innen und Choreograf*innen der Moderne und Postmoderne konzipiert oder aufgeführt wurden, bis heute. Jede*r Tänzer*in präsentiert sein eigenes Museum. Der Körper ist der ultimative Raum für ein Tanzmuseum.
Mehr als um ein Vermächtnis geht es in diesem Projekt um eine Art Archäologie: das Ausgraben von Gesten aus der Vergangenheit, die vom Körper der Tänzer*innen in der Gegenwart aufgeführt werden. Metaphorisch und ganz wörtlich gesehen befindet sich die Sammlung für ein Tanzmuseum in und durch die Körper der Tänzer*innen. Der Körper ist der aktivste Speicherraum, geprägt von Gesten, voller Erinnerungen, die für die Gegenwart und Zukunft aktiviert werden. Dieses Projekt präsentiert einen wilden Zugang zur Geschichte, bei dem die Tänzer*innen aus den Ruinen ihrer Erinnerungen, ihrem Wissen über historische Solotänze, ihren eigenen Bewegungsgewohnheiten, ihren Stimmungen usw. schöpfen. Es geht um Forschung, um eine andere Art von musealem Ansatz.
Alle Tänzer*innen bringen eine individuelle Geschichte ein, die eine umfassendere, kollektive Erforschung des Tanzes hervorruft und nicht nur die Pioniere dieser Disziplin, sondern auch Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin und andere gestische Sprachen wie Krump einbezieht.
Boris Charmatz
Der Tänzer, Choreograf und Schöpfer experimenteller Projekte Boris Charmatz wurde 1993 mit À bras-le-corps, einem gemeinsam mit Dimitri Chamblas geschaffenen Duett, zu einer bedeutenden Figur des französischen zeitgenössischen Tanzes. Von 2009 bis 2018 war er Direktor des CCN de Rennes et de Bretagne, das er in das Musée de la danse umwandelte, einen experimentellen Raum, um die Beziehung zwischen dem Publikum und den Bereichen der Kunst neu zu überdenken. Stücke wie «Aatt enen tionon» (1996), «enfant» (2011), das für den Cour d'honneur beim Festival d'Avignon geschaffen wurde, oder «10000 gestes» (2017) wurden weltweit aufgeführt. Seine Arbeit war Gegenstand von Retrospektiven im Museum of Modern Art MoMA (New York), in der Tate Modern (London) und beim Festival d'Automne (Paris). Seit 2019 hinterfragt er mit seiner Compagnie Terrain unermüdlich die Grundlagen seiner Disziplin. Von 2022 bis 2025 ist Boris Charmatz Direktor des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und entwickelt mit Terrain ein künstlerisches Projekt zwischen Deutschland und Frankreich. 2024 war er «Artiste Complice» beim 78. Festival d'Avignon.
Sie sehen heute:
Magali Caillet Gajan
Nach ihrem Debüt im Kabarett im Sporting Club Monte Carlo und im französischen Fernsehen in den 1980er Jahren begann Magali Caillet Gajan 1989 für Angelin Preljocaj, Philippe Decouflé, Mathilde Monnier, Odile Duboc, Carnets Bagouet und Boris Charmatz aufzutreten. Sie tanzte in den Neuinszenierungen von «Meublé sommairement» unter der Regie von Fabrice Ramalingom, «Jours Étranges» (1990) und «So Schnell» (1992) unter der Regie von Catherine Legrand, drei Stücken von Dominique Bagouet sowie für Ashley Chen in «Unisson» (2018) und «Distance» (2020). Sie arbeitete mit den Choreografen Olivia Grandville, Maud Le Pladec, Fabrice Ramalingom, Phillip Connaugthon und der Regisseurin Myriam Marzouki zusammen. Sie ist Boris Charmatz' Assistentin bei zahlreichen Projekten. Am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch assistierte sie ihm bei Wundertal/Sonnborner Strasse, Liberté Cathédrale und CERCLES.
Interpretation «Mon truc en plume» (1961) von Zizi Jeanmaire, Thema aus Champs-Elysées (1988), «Memories from Noces» (1989) von Angelin Preljocaj, «Publique» (2004) von Mathilde Monnier, «Jeux olympiques» und «Shazam» von Phillipe Decouflé, Auszüge aus «Jours étranges» (1990) von Dominique Bagouet und «Levée des conflits» (2010) von Boris Charmatz.
Fabrice Mazliah
Er wurde in Genf, Athen und Lausanne ausgebildet und tanzte anschliessend am Nederlands Dans Theater, bevor er 1997 zu William Forsythe ans Ballett Frankfurt und dann bis 2015 zur Forsythe Company kam. Seine eigenen Werke («Eifo Efi» 2013, mit dem MAMAZA-Kollektiv, «In Act and Thought» 2015 für die Forsythe Company, «Sheela Na Gig» für das Ballet de l'Opéra de Lyon 2021, «The Manufactured Series Duets #1-6 Symposium» 2022, «The Ends of Things; The Things of Ends» für das Theater Basel im Jahr 2024 ...) werden weltweit präsentiert, und er arbeitet auch mit vielen anderen Künstler*innen zusammen. Gleichzeitig unterrichtet er eine Praxis, die auf seiner Forschung und Improvisation basiert.
Interpretation Auszüge aus «Sider» (2011), «Anguloscuro» (2010), «I don't believe in outer space» (2008), «Heterotopia» (2006), «The Defenders» (2007), «NNNN» (2002), «7 to 10 passages» (2000), «Die Befragung des Robert Scott» (1991) und «The Returns» (2009) von William Forsythe.
Frank Willens
Frank Willens, in Kalifornien geboren ist zeitgenössischer Tänzer, Performer und Choreograf. Er hat mit Meg Stuart, Laurent Chétouane, Peter Stamer, Tino Sehgal, dem Kölner Kollektiv SEE!, dem Theaterregisseur Falk Richter, Bjørn Melhus und mehrfach mit Boris Charmatz zusammengearbeitet. Seit 2008 entwickelt er eigene Stücke und tourt damit weltweit. Von 2017 bis 2019 war er festes Ensemblemitglied an der Volksbühne Berlin, wo er an Projekten von Tino Sehgal, Boris Charmatz, Jérôme Bel und Schorsch Kamerun mitarbeitete. Seit 2018 arbeitet er auch mit der Theaterregisseurin Susanne Kennedy zusammen. Frank Willens ist seit Juli 2023 Mitglied des Ensembles des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch.
Interpretation in Form eines endlosen physischen Experiments: Frank Willens greift auf die Erfahrungen seiner 25-jährigen Arbeit zurück und untersucht die Ideen von Trisha Brown, Tino Sehgal, Yvonne Rainer, Meg Stuart, Laurent Chétouane und Friedrich Nietzsche.
Daten und Tickets
Vorstellungen ab heute- Mo 25.08. 19:00 - 20:00 CHF 55.–/30.–
- Di 26.08. 19:00 - 20:00 CHF 55.–/30.–
Künstlerische Leitung und Besetzung
Konzeption | Boris Charmatz | Terrain |
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Mit | Magali Caillet Gajan, Fabrice Mazliah, Frank Willens |
Licht | Yves Godin |
Technische Leitung | Mélissandre Halbert |
Produktion und Vertrieb | Terrain |
Stellvertretende Direktion | Hélène Joly |
Leitung der Produktionen | Lucas Chardon, Martina Hochmuth |
Produktionsmanagement | Briac Geffrault, Lola Serre |
Dank an | Les Carnets Bagouet, Laurent Chétouane, William Forsythe, Meg Stuart, Tino Sehgal |
Produktion
Produktion | Musée de la danse / Centre chorégraphique national de Rennes et de Bretagne (2012). |
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Unterstützung | Terrain wird vom Ministerium für Kultur – Direction Générale de la Création Artistique und der Region Hauts-de-France subventioniert. Terrain hat seinen Sitz in der Region Hauts-de-France und ist mit phénix, scène nationale de Valenciennes pôle européen de création und Maison de la Culture Amiens - Pôle européen de création et de production verbunden. |
Premiere | 4. November 2012 im Champs Libres in Rennes, Frankreich |