Jan Mocek

Wandervogel

Prag
Jan Mocek: Wandervogel | @Adéla Voisičková

Regisseur Jan Mocek schaut gerne dahin, wo andere lieber wegsehen. In seinem neuesten Stück richtet er den Blick auf ein dunkles Kapitel der tschechoslowakisch-deutschen Geschichte. Idealisierte Männlichkeitsbilder und verwundbare Körper, romantische Naturverbundenheit und politischer Wahnsinn machen diesen Theaterabend zu einem nachhallenden Erlebnis im Angesicht aktueller politischer Entwicklungen.

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1918: Das österreichisch-ungarische Großreich zerfällt, und die Sudetendeutschen – eine deutschsprachige Minderheit in der neu gegründeten Tschechoslowakei – findet sich in einem ungeliebten Staat wieder. Inmitten dieses Umbruchs tritt Heinz Rutha auf die politische Bühne: ein charismatischer Anführer mit einer radikalen Vision. Aus den schönsten und sportlichsten sudetendeutschen Jungen will er eine Elite formen: einen wehrhaften Männerbund der Extraklasse, getragen von emanzipatorischem Pathos, dem Ideal der lebenslangen Männerfreundschaft und nicht zuletzt auch unterdrückter homoerotischer Sehnsucht.


Der heute fast vergessene, damals einflussreiche nationalistische Politiker Rutha war ein schillernder Kopf der sudetendeutschen Jugendbewegung. Sein Leben voller Widersprüche bildet die Grundlage für «Wandervogel» – ein humorvoll-provokativer Abend über Männlichkeit, Erziehung, Staat und Faschismus. Der vielseitige Prager Regisseur Jan Mocek setzt sich kompromisslos mit Ruthas Welt auseinander und verwebt historische Reden, Polizeiprotokolle und Tagebucheinträge mit den persönlichen Erfahrungen der Darsteller auf der Bühne. Mit Mut zur Verletzlichkeit, Selbstironie und einprägsamen Bildern lädt «Wandervogel» das Publikum auch dazu ein, über Verbindungen zwischen Ruthas Vision und aktuellen politischen Narrativen nachzudenken.

Daten und Tickets

Vorstellungen ab heute

Begleitprogramm

Stammtisch

War and Masculinity Today
Mo 25.8., 21.00 Uhr 

Barrierefreiheit

Einfach gesagt

Der Regisseur Jan Mocek zeigt in seinem Theater·stück einen Teil der tschechoslowakisch-deutschen Geschichte. Es geht um einen Mann, der nach dem ersten Weltkrieg in der Tschechoslowakei eine Gruppe von möglichst perfekten Männern finden wollte. Die Männer stammten aus den einst deutsch·sprachigen Gebieten der Tschechoslowakei.

Inhaltliche Warnung


Die Performance thematisiert Krieg, Homophobie und enthält Szenen mit Nacktheit.

Künstlerische Leitung und Besetzung

Konzept, Regie & BühnenbildJan Mocek
MitTomáš Janypka, Philipp Schenker, Matěj Šumbera, Arseniy Mikhaylov, Václav Němec
MusikMatouš Hekela
Ton & BeleuchtungOndřej Růžička
Produzent*innenTáňa Švehlová, SixHouses z.s.
Artistic adviceSodja Lotker
Choreography adviceJaro Viňarský
ÜbersetzungBára Čermák, Philipp Schenker
OperatorTena Svehlova
FotoAdéla Vosičková

Produktion

ProduktionSix Houses
KoproduktionAlfred in the Yard, Masaryk-Institut, Archiv der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Verlag Academia, Prager Theaterfestival der deutschen Sprache
UnterstützungMinisterium für Kultur der Tschechischen Republik, Stadt Prag, Stadtbezirk Prag 7, Staatlicher Kulturfonds, Tschechisch-Deutscher Zukunftsfonds, SixHouses
PremiereNovember 2024, Alfred in the Yard, Prag

Süd

Lageplan

Packender Theaterabend. Reale Geschichte. Provokant, nachhallend, humorvoll.

Schweizer Premiere. Nominiert für den ZKB Förderpreis

Dauer

1.15 Std.

Sprache

Tschechisch, Deutsch

Übertitelungen

Deutsch, Englisch

Alter

Interessant ab 18 Jahren

Zugänglichkeit

Zugänglich mit Rollstuhl Mit Untertiteln Mit induktiver Höranlage

Dank

Dank an Mark Cornwall, Jan Hofman, Lucia Škandíková. Das Stück basiert auf Mark Cornwalls Buch «The Devil’s Wall».